Am Anfang wachsen in einem Garten vor allem viele, viele Fragezeichen… so viele Wünsche und so wenig Platz! Doch anstatt zu versuchen, möglichst viel in den begrenzten Raum hineinzupressen, ist es besser, sich auf das zu konzentrieren, was einem wirklich wichtig ist.
Aller Anfang ist schwer
„Rosen, Tulpen, Nelken, blühen und verwelken, nur das eine Blümlein nicht, und das heißt Vergissmeinnicht.“ Das ist ja alles schön und gut, aber was, wenn ich alle vier Blümlein mag? Und außerdem Flieder (Syringa). Und Lavendel. Und Glockenblumen und Bart-Iris (Iris barbata) und Dahlien (Dahlia) und Seerosen (Nymphea) und Hechtkraut (Pontederia cordata) und, und, und … Schon die reine Zahl wundervoller Pflanzen kann einen zur Verzweiflung treiben, denn in welchem Garten ist schon Platz für alle Lieblingsblumen – zumal die Liste eben jener im Laufe eines Gärtner Lebens tendenziell immer länger wird. Erschwerend stehen auch noch viele attraktive bauliche Gestaltungselemente und Materialien zur Auswahl. Vom Teich bis zur Trockenmauer, vom Hochbeet bis zum Senkgarten, von der Sitzplatzfrage über die Wegeführung bis hin zur Wahl des Gartenzauns: Je mehr Details von Anfang an mitgedacht werden, desto harmonischer und aussagekräftiger ist das Endergebnis.
Was will ich eigentlich?
Alle Details mitzudenken ist gar nicht so einfach, und der Grund, weshalb fast jeder Gärtner irgendwann einmal mit dem Gedanken spielt, einen Profi mit ins Boot zu holen. Meist wird dieser Gedanke schnell wieder verworfen, weil der Spaß doch zu teuer erscheint. Die Kosten hängen allerdings stark von den eigenen Wünschen und Ansprüchen ab: Selbst die Umsetzung aus Profihand hält sich kostentechnisch in Grenzen, solange sie sich auf das Pflanzliche beschränkt. Was hingegen richtig ins Gewicht fällt, sind befestigte Flächen und Bauwerke, sprich alles, was mit Pflasterarbeiten und Statik zu tun hat. Die Planung allein ist oft gar nicht allzu teuer und kann sich schon insofern lohnen, als sie häufige Neubepflanzungen erspart. Gerade am Anfang einer Gärtnerkarriere läuft man nämlich Gefahr, viel zu viele Blumen auf viel zu wenig Raum zusammenzustopfen, darunter womöglich einige, die zudem nicht mal zum Standort passen. In der Folge kümmern viele Pflanzen oder gehen ganz ein, die Wirkung gefällt einem nicht, und so wird immer und immer wieder neu- und umgepflanzt, ohne dass sich ein befriedigendes Ergebnis einstellt. Das läppert sich über die Jahre ebenfalls ganz schön zusammen. Dieselbe Summe in ein bisschen Unterstützung zu Beginn der Gärtnerkarriere investiert, kann sich vor diesem Hintergrund durchaus lohnen. Andererseits liegt ja gerade darin der Reiz des Gärtnerns: im Ausprobieren und Verändern, im Beobachten und Dazulernen. Für die einen mag daher der Kompromiss darin bestehen, nur die Planung in die Hände von Experten zu legen – womöglich sogar nur die grobe Gestaltung des Gartens ohne eine konkrete Pflanzplanung für die Beete. Für die anderen besteht kein Zweifel daran, sich selbst ins Abenteuer Gartenplanung und– Entwicklung stürzen zu wollen. Wichtig ist in jedem Fall, die eigene Motivation und die zur Verfügung stehende Zeit richtig einzuschätzen und den persönlichen Wunschzettel auf ein realistisches Maß zusammenzukürzen.
Motivation
Ein 10 m^2 großes Beet anzulegen oder ein Hochbeet zu bauen, ist kein ganz kleines, aber dennoch ein überschaubares Projekt. Aber bin ich wirklich willens und in der Lage – auch zeitlich – meine Terrasse selbst zu pflastern, Stützmauern für einen Hanggarten zu errichten oder für ein mediterranes Kiesbeet den kompletten Vorgarten abzumagern? So groß die Begeisterung für ein neues Vorhaben auch ist, es lohnt sich, für bestimmte Bereiche professionelle Unterstützung einzuholen und manchen Plan lieber in mehreren kleinen Schritten umzusetzen. Nichts ist frustrierender, als sich zu übernehmen und entweder gar nicht zum gewünschten Ergebnis zu gelangen oder monatelang auf einer Baustelle zu sitzen, weil einem das Leben mal wieder ungefragt in die Planung hineingepfuscht hat.
Planen
Im ersten Planungsschritt legen Sie die grundsätzliche Gestalt des Gartens fest. Dabei hilft es, sich folgende Fragen zu stellen: Wie beeinflusst die Umgebung Ihren Garten, wo möchten Sie einen Ausblick erhalten, wo etwas verdecken? Sollen bestimmte Materialien, Pflanzenarten oder auch ein konkreter Stil aufgegriffen werden? Einen Hinterhof mit umgebender roter Ziegelmauer beispielsweise wird man anders planen als einen Garten mit angrenzenden Fachwerkhäusern oder einen, der den Blick auf glitzernde Hochhausfassaden lenkt. Wo fühlen Sie sich auf Anhieb besonders wohl, wo gefällt Ihnen die Aussicht besonders gut? Dort sollten Sitzplätze eingeplant werden. An welchen Stellen könnte der Garten noch Akzente vertragen, etwa in Form eines attraktiven Gehölzes, und welchen Habitus sollte dieses haben? Erst, wenn diese groben Merkmale feststehen, legen Sie fest, wo Beete entstehen und wie die Beetgrenzen verlaufen sollen. All das zunächst einmal in Papierform oder am Rechner zu planen, ist in jedem Fall empfehlenswert, schließlich soll der Garten ein harmonisches Ganzes darstellen und ein ganz bestimmtes Flair verströmen. Bei der Umsetzung können Sie dann Schritt für Schritt vorgehen: Sie müssen nicht von jetzt auf gleich den ganzen Garten umbuddeln und bepflanzen; beginnen Sie mit einem Beet, das Ihnen besonders am Herzen liegt, etwa, weil es direkt an den Hauptsitzplatz anschließt oder Sie vom Küchenfenster jeden Tag darauf blicken werden. Nach und nach erweitern Sie die Beetflächen dann, dadurch vermeiden Sie unnötigen Stress und profitieren von den Erfahrungen, die Sie zwischenzeitlich gesammelt haben.
Zeitmanagement
Beete anzulegen, ist die eine Sache, sie dauerhaft zu pflegen, die andere. Auch hier ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen. Nicht umsonst sind viele herausragende Gärten salopp gesagt fest in Rentnerhand beziehungsweise liegen in den Händen von Gartenfreunden, deren Kinder bereits flügge geworden sind. So sehr der Begriff vom „pflegeleichten Garten“ auch in Mode gekommen ist: Jeder Garten macht Arbeit und nimmt Zeit in Anspruch. Ausgenommen vielleicht jene Pflanzengräber aus Unkrautvlies, weißem Kies und ein paar Gräsern, bei denen sich trefflich diskutieren lässt, ob sie noch als Gärten zu bezeichnen sind. Für die meisten Pflanzenfans macht die Gartenarbeit ja auch gerade den Reiz des Gärtnerns aus – etwas mit eigenen Händen erschaffen, sich kümmern, es hegen und pflegen und sich am Ergebnis freuen. Dennoch kann die Freude leiden, wenn die Zeit für die Pflege im Alltag fehlt und man entweder nur noch unter Stress in den Garten geht oder bestimmte Arbeiten zwangsweise ruhen, man so oder so aber unzufrieden mit dem Ergebnis ist. Wer sich beispielsweise eine klassische Mixed Border mit Prachtstauden wünscht, an der eine jede Pflanze ihren zugewiesenen Platz hat, wird mehr Zeit investieren müssen, als jemand, der eine naturnahe Gestaltung im Sinn hat, in der Pflanzen auch mal wandern dürfen. Entsprechend sollten sich die Beetgrößen auch an der persönlichen Freizeitgestaltung orientieren: Mixed Border in Kombination mit wenig Zeit zum Gärtnern? Gerne, dann aber lieber nur eine kleinere Rabatte einplanen, und den Rest des Gartens mithilfe von Gehölzen und Bodendeckern abwechslungsreich, jedoch weniger pflegeintensiv gestalten.
Klare Prioritäten setzen
Wie kommen Wünsche und Realität am Ende zusammen? Die Sache ist eigentlich ganz einfach: durch gnadenloses Zusammenkürzen. Das ist sicherlich nicht die leichteste Übung, andererseits aber oft einfacher als gedacht. Denn zunächst dürfen Sie hemmungslos in Ideen schwelgen. Sammeln Sie einige Tage oder Wochen lang alles, was Ihnen zum Thema Garten zwischen die Finger oder vor die Linse kommt. Und zwar nicht nur Pflanzen und konkrete Gestaltungsbeispiele, sondern auch bauliche Elemente, Gartenmöbel, Vogeltränken, Pavillons, was immer Ihnen überaus begehrenswert erscheint. Blättern Sie dazu in Gartenbüchern, -zeitschriften und -katalogen, surfen Sie im Internet, besuchen Sie Gärtnereien, Gartencenter und vielleicht ein Gartenfestival oder nutzen Sie einen „Tag der offenen Gartenpforte“ in Ihrer Region. Danach beginnt das Sortieren und zwar am besten wortwörtlich: Lieblingsfotos und Beispiele von Internetseiten werden ausgedruckt und zusammen mit Ausschnitten aus Zeitschriften und Katalogen auf einem Tisch ausgebreitet. Nun können Sie Grüppchen bilden: Welche Pflanzen oder Elemente sind unverhandelbar und sollen unbedingt in den Garten? Worauf könnten Sie gut verzichten? Welche Wünsche scheitern voraussichtlich aus Platz- und / oder Kostengründen? Gibt es für diese Wünsche kleinere oder kostengünstigere Alternativen, mit denen Sie gut leben könnten? Falls ja, umso besser, falls nein, dann weg damit! Filtern Sie Ihre Sammlung zudem nach Gartenstilen: Die mediterran angehauchte Pflanzamphore gefällt Ihnen gut, aber ansonsten überwiegen Elemente romantischer Landhausgärten? Das bietet Kürzungspotenzial. Nach und nach reduziert sich auf diese Weise die anfangs riesige Ideensammlung auf das, was Ihnen wirklich wichtig ist. Und es kristallisiert sich eine eigene Handschrift mit ersten konkreten Gestaltungselementen heraus: Ein Blumen-Hartriegel (Cornus kousa), ein kleiner Wandbrunnen oder eine Kletterrose standen zuvor vielleicht gar nicht auf dem persönlichen Wunschzettel, nehmen nun aber einen zentralen Platz in der Gestaltung ein. Und stehen die ersten prägenden Elemente fest, fügt sich der Rest mit zunehmender Leichtigkeit.
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Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Mascha Schacht
Mein Blumengarten wie er mir gefällt
Preis: EUR [D] 24,90|EUR [A] 25,60 | CHF ca. 32,50 Stuttgart:
Verlag: Eugen Ulmer
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Ob der Blumengarten das ganzes Jahr lang mit buddeln, gießen, schneiden und mit viel Bewegung verbunden sein soll, nur wenig Platz für die große Blütenpracht vorhanden ist, oder die Kinder ihr eigenes kleines Blumenparadies zaubern dürfen: Erlaubt ist, was gefällt und die vielfältigen Möglichkeiten zeigt Mascha Schacht in ihrem Buch „Mein Blumengarten“.