Klostergärten – in ihnen findet sich das Wissen von vielen Hunderten von Jahren. Benediktiner-Mönch Bruder Hilarius lässt Sie daran teilhaben. Wenn Sie mehr über z. B. nicht nur anspruchslose, sondern auch gesunde Wildobstgehölze erfahren wollen, dann lesen Sie hier nach.
In Zeiten, in denen man Früchte und Delikatessen aus aller Herren Länder und das ganze Jahr hindurch bekommt, geraten unsere heimischen Vertreter oft in Vergessenheit. Zu ihnen gehören jedoch einige Wildfruchtgehölze, die nicht nur eine Bereicherung für unsere heimische Insekten- und Vogelwelt darstellen, sondern die auch eine wunderbar vitaminreiche Ergänzung für unseren Tisch sind.
Wildobstgehölze haben den immensen Vorteil, dass sie in der Regel anspruchslos beim Standort und in der Pflege sind, auch Düngung und Rückschnitt sind für sie eher kein Thema. Darüber hinaus sind sie in der Regel tolerant gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Die Gruppe der Wildobstgehölze – gleich ob einheimisch oder eingebürgert – hält auch in den kommenden Jahren sicherlich noch einige Neu- bzw. Wiederentdeckungen bereit. Wir dürfen gespannt sein …
Gesundmacher aus Nordamerika – die Apfelbeere
Die Apfelbeere (Aronia melanocarpa) gehört wie ihre nächste Verwandte, die Eberesche, zur Familie der Rosengewächse – wie Apfel und viele weitere Obstgehölze auch und ein herrlicher Vertreter für Wildes Obst. Tatsächlich sehen die Einzelblüten wie Miniaturausgaben der Apfelblüte aus. Sie sind in Dolden zusammengefasst, wie wir das auch bei der Eberesche kennen. Auch die Früchte erinnern bis auf ihre fast schwarze Farbe etwas an diese.
Ursprünglich stammt die »Aronia« aus Nordamerika; dort fand sie gegen Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts den Weg nach Deutschland. Auf der Suche nach geeigneten Obstgehölzen, die auch den unterschiedlichen Klimabedingungen im großen russischen Reich gewachsen waren, kam sie zunächst in die damalige UdSSR. Von dort breitete sie sich langsam Richtung Westen aus. Im sächsischem Schirgiswalde entstand 1975 in der »GPG Berglandobst« die erste Anpflanzung auf deutschem Boden; noch im Jahr 2007 wurden dort auf gut 15ha Aronia angebaut.
So vielfältig sie ist, so gesund ist sie auch – inzwischen ist sie zum echten Geheimtipp geworden. Es könnte sogar ein wahrer Boom rund um die Apfelbeere entstehen, denn mittlerweile hat die Wissenschaft diese Pflanze entdeckt. Die dunkelblauen bis schwarzen Beeren enthalten neben Vitaminen und Mineralstoffen reichlich Anthocyane, die zu den »sekundären Pflanzenstoffen« zählen. Ihr Geschmack ist eher herb, daher lässt sie sich sehr gut für Marmeladen zusammen mit anderen, süßeren Früchten nutzen. Man kann sie aber auch zu Fruchtwein oder Schnaps veredeln.
Insgesamt ist die Apfelbeere im Gegensatz zu ihrer hoch geschätzten Wirkung vom Erscheinungsbild her eher unscheinbar. Doch das ändert sich im Herbst schlagartig, wenn sich ihre Blätter leuchtend feuerrot färben. Die Standortansprüche der Aronia sind verhältnismäßig gering: Sie kommt mit jedem Boden zurecht.
Ein sonniger bis halbschattiger Platz ist beim Ausreifen der Früchte sicherlich hilfreich. Ein alljährlicher Pflegeschnitt ist in der Regel nicht notwendig; bei älteren Pflanzen kann man gelegentlich ältere Triebe ausdünnen.
Frühblüher und Wildfruchtlieferant – die Kornelkirsche
Die heimische Kornelkirsche, auch Herlitze genannt (Cornus mas), ist im Gegensatz zum Blumen-Hartriegel eine eher unauffällige Vertreterin der Hartriegel- gewächse – zumindest was die Strahlkraft ihrer Blüten angeht. Sie gehört mit ihrer Blütezeit im März zu den ersten Farbtupfern im Garten und ist eine der frühsten Bienenfutterpflanzen im Jahreslauf.
Die Kornelkirsche zählt seit dem Mittelalter zu den Heilpflanzen, denn sie verfügt über einen relativ hohen Vitamin-C-Gehalt und ist reich an Kalium und Eisen. Phytonzide, die ebenfalls in relativ hohem Maß enthalten sind, haben zudem eine bakterienabtötende Wirkung und senken Blutdruck und Fieber. Ihre Früchte verwendet man zur Herstellung von Gelees, Konfitüren und Sirup, sie lassen sich aber auch hervorragend zu Bränden oder Likören veredeln. Sorten wie ’Bulgaria‘ und ’Jolico‘ haben relativ große Früchte, die schon fast das Fruchtgewicht von Kirschen erreichen. Geerntet werden können die Früchte, wenn sie weich sind, dann fallen sie auch schon sehr schnell vom Strauch.
Die Standortansprüche der Kornelkirsche sind relativ gering, sie wächst fast überall. Sie kann als Solitärpflanze stehen oder auch Bestandteil einer Hecke sein. Beim Schnitt gibt es keine Besonderheiten zu beachten, lediglich das Verjüngen (Ausdünnen alter Triebe) ist empfehlenswert. Als Solitärstrauch hingegen ist ein Schnitt nicht unbedingt notwendig. Vor allem im Naturgarten ist eine Kornelkirsche in jedem Fall eine echte Bereicherung.
Kulturpflanze mit langer Geschichte – die Mispel
Die Echte Mispel (Mespilus germanicus) ist, auch wenn der Name germanicus es vermuten lässt, keine echte »deutsche« Pflanze. Ihre Heimat ist wahrscheinlich eher Vorderasien, aber das lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Auf jeden Fall hat sie sich bereits vor Jahrtausenden auch in Süd- und Mitteleuropa angesiedelt. Bereits die großen Ärzte der Antike, etwa Plinius der Ältere oder Dioskurides, führten sie auf. Kaiser Karl I. ließ die Mispel in seiner Reichsgüterverordnung (Capitulare de villis) als einer der 16 Obstgehölze aufnehmen, die zu pflanzen waren. Heute findet man sie leider nur noch selten in Kultur; in England gibt es hin gegen Exemplare, die über 300 Jahre alt sind! Die Bäume können im Alter bis zu 5 m hoch werden und haben einen eher breiten Wuchs.
Zierstrauch mit süßen Früchten – die Felsenbirne
Auch die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) stammt ursprünglich aus Nordamerika, sie wurde in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert erstmals beschrieben. Sie ist ein sommergrüner Strauch, der im Normalfall nicht viel mehr als 3–5 m hoch wird. Als Ziergehölz ist sie sehr beliebt: Die Felsenbirne ist zudem äußerst robust und anspruchslos, was den Standort angeht, sie verträgt zeitweilige Trockenheit ebenso gut wie kurzzeitige Staunässe, weshalb sie gerade auch für Pflanzungen im städtischen Bereich interessant ist. Im Sommer ist sie vom Erscheinungsbild aber eher unscheinbar.
Die eher unscheinbaren Früchte schmecken angenehm süß, mit leichtem Mandel- bzw. Marzipanaroma, sie sind außerdem vitaminreich, zum anderen aber enthalten sie reichlich Flavonoide. Diese Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe ist bekannt für ihre Fähigkeit, Herz- Kreislauf-Krankheiten zu bekämpfen; sie wirken blutdrucksenkend und schlaffördernd.
Alle Texte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Bärbel Oftring, Heike Boomgarden, Ferdinand Graf von Luckner
Altes Wissen aus dem Klostergarten
BLV Buchverlag
ISBN: 978-3-8354-1214-9
Preis: 29,99 € / 30,80 € (A) / 40,90 sFr
Ein Leben für den Klostergarten – der Benediktiner-Mönch Bruder Hilarius leitet seit über 50 Jahren die beliebte Gärtnerei im Kloster Maria Laach in der Eifel. In Gärtnern mit Leib und Seele berichtet das Autorenteam Bärbel Oftring und Matthias Alter von den Begegnungen mit dem „Ewigen Gärtner“, wie er liebevoll genannt wird. Untermalt werden die Geschichten über die klösterliche Gartenleidenschaft durch die sensiblen Fotos von Ferdinand Graf von Luckner.