Hereinspaziert! Ein Zaun zeigt die Grundstücksgrenzen an – aber deshalb muss er noch lange nicht abweisend wirken. Viele Stauden betätigen sich gern als Zaungucker und laden mit ihrer Blütenpracht zum Eintreten.
Stauden als Zaungäste
Da sag noch einer, Menschen seien neugierig! Wer schon einmal gesehen hat, wie Pfirsich-Glockenblume (Campanula persicifolia) oder Storchschnabel (Geranium) ihre Blütenköpfchen durch einen alten Holzzaun strecken, kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Hier will ein Blümchen ganz genau wissen, was da auf der Straße vor sich geht. Glücklicherweise wird den Blumenkindern ihre Neugier in der Regel nicht übelgenommen – im Gegenteil. Schließlich schaffen sie es, einem Bauwerk, das eigentlich zur Grenzmarkierung oder bei hohen Zäunen gar zum Schutz vor Eindringlingen gedacht ist, ein versöhnliches Aussehen zu verleihen.
Landhausflair
Auch Cornelia Augustin von der Staudengärtnerei Augustin im oberfränkischen Effeltrich freut sich jedesmal, wenn ihr auf dem Weg durch die Stadt ein paar freundliche Zaungucker begegnen. „Ein Zaun fordert geradezu dazu auf, ihn aktiv in die Garten- oder Vorgartengestaltung mit einzubeziehen, schließlich trägt er maßgeblich zur Außenwirkung bei.“ Ein ländlicher Garten mit nostalgischem Lattenzaun etwa eignet sich wunderbar für eine romantisch-verspielte Gestaltung. „Im unteren Zaunbereich dürfen dann zum Beispiel niedrigere Stauden wie Katzenminze (Nepeta), Frauenmantel (Alchemilla) oder – im Halbschatten – Sterndolden (Astrantia) herauslugen, während Stockrosen (Alcea) oder Rittersporn (Delphinium) sich bequem auf den Zaunrand abstützen können.“
Filigran oder eindrucksvoll
Eine besondere Vorliebe hat die Staudenfachfrau für filigrane Pflanzen, die den Zaun mit einem zarten Blütenschleier umweben. „Die Prächtige Wiesenraute (Thalictrum rochebrunnianum) ist eine Staude nach meinem Geschmack. Ihre rosafarbenen Blütenrispen sind locker aufgebaut und wirken wunderbar transparent.“ Auch Prachtkerze (Gaura) oder Riesen-Schuppenkopf (Cephalaria gigantea) bringen auf romantische Weise Höhe in die Gestaltung. Doch auch das Gegenteil kann seine Berechtigung haben. Insbesondere hohe, massive Zäune brauchen oft entsprechend starke, optisch klar umrissene Pflanzpartner, weiß Cornelia Augustin aus Erfahrung. „Dann sind wüchsige Stauden wie der Wasserdost (Eupatorium), der Garten-Bergknöterich (Aconogonon speciosum) oder Bänder aus Gräsern die richtige Wahl – das elegante Chinaschilf ‚Morning Light‘ (Miscanthus sinensis) zum Beispiel, aber auch Bambus passt gut zu großzügigen Grundstücken mit modernen Gebäuden.“
Farbenfroh und überraschend
Wer kräftige Farben liebt, wird im Reich der sogenannten Korbblütler fündig: Stauden-Sonnenblumen (z.B. Helianthus microcephalus ‚Lemon Queen‘), Sonnenhut (Rudbeckia) und Sonnenbraut (Helenium) empfiehlt die Expertin allen Gartenfreunden, die eine fröhlich-bäuerliche Anmutung lieben, „aber auch zu Naturgärten in Kombination mit Gräsern passen diese Stauden exzellent.“ Ihr persönlicher Tipp: „Erlauben Sie es Pflanzen wie Spornblume (Centranthus), Akelei (Aquilegia) oder Argentinischem Eisenkraut (Verbena bonariensis), sich auszusäen. So kann man schon im Winter gespannt sein, wo sie im nächsten Jahr wieder auftauchen.“
Rankpflanzen als Zaunschmuck
Eine gelungene Zaungestaltung muss sich nicht zwangsläufig in der Senkrechten abspielen, auch die Waagerechte hat ihre Reize: „Kletternde Blütenpflanzen wie Stauden-Wicken (Lathyrus latifolius), Kletternde Herzblume (Dicentra scandens) oder Stauden-Waldreben (z.B. Clematis heracleifolia) wirken allerliebst, wenn sie den Zaun entlangranken dürfen“, sagt Cornelia Augustin. Bis sich die Staudenschönheiten etabliert haben, lenken Schnellstarter die Blicke auf sich. „Witwenblumen (Knautia), Bartfaden (Penstemon) oder Buschmalven klettern zwar nicht, sind dank ihrer hübschen Blüten aber ein ebenso netter Blumengruß – an Passanten und an sich selbst.“
TEXT: Das Grüne Medienhaus
FOTOS: Katja Hildebrandt