Amaryllis trotzen der grauen Jahreszeit mit prächtigen Blütentrichtern auf hohen Stielen – klassisch in Weihnachtsrot, Schneeweiß oder sanften Pudertönen. Das schönste Rezept gegen den Winterblues.
Von Rittersternen und Belladonnalilien
Amaryllis sind auch als Rittersterne (Hippeastrum vittatum) bekannt, was nach heutigem Stand botanisch gesehen goldrichtig ist. Angefangen hat das Wirrwarr um die Namensgebung mit dem schwedischen Pflanzenforscher Carl von Linné, der die aus Südamerika stammenden Rittersterne und die in Südafrika beheimatete Belladonnalilie (Amaryllis belladonna) ursprünglich zu einer Gattung zusammengefasst hatte. Später hat man die Rittersterne wieder ausgegliedert, und seitdem stellen sie mit etwa 70 Arten und mehr als 600 Zuchtformen eine eigene Gattung (Hippeastrum).Trotzdem hält sich der Name Amaryllis bis heute hartnäckig. Wer zum Floristen geht und nach Amaryllis fragt, kommt immer ans Ziel.
Edle Mitbringsel aus fernen Welten
Im 18. und 19. Jahrhundert stand der höheren Gesellschaft der Sinn nach floraler Ästetik. Da kamen die prächtigen Rittersterne, die Pflanzenjäger aus den peruanischen Anden, Brasilien oder Bolivien von ihren Forschungsreisen mitbrachten, gerade recht und eroberten die Herzen der Europäer im Sturm. Durch intensive Kreuzung und Züchtung entstanden bald hunderte von Hippeastrum-Hybriden. In ihrer Heimat wachsen Rittersterne in Gebieten mit ausgeprägten Trockenzeiten. Wir kennen die Zwiebelblume allerdings hauptsächlich als winterblühende Zimmerpflanze und vor allem als tolle Schnittblume. Die Farbpalette der exotischen Schönheit reicht von kräftigem Rot über Rosa bis Aprikot, Cremefarben oder Weiß. Die Blütensterne der Amaryllis können bis zu zwölf Zentimeter groß werden und thronen auf bis zu 60 Zentimeter hohen Stängeln. Inzwischen sind auch zierliche und kleinere Minatur-Sorten sehr beliebt, ebenso wie solche mit Streifen, farbigen Rändern und attraktiven Blütenflecken. Ungewöhnlich und noch recht selten sind gelbe oder gefüllte Amaryllis. Egal ob groß und kompakt, klein und zierlich, ein- oder mehrfarbig – aufregend schön sind sie immer!
Pflegetipps für die Blütenbeauties
Als Vasenwunder sollte man die Amaryllis in ausreichend hohe und große Gefäße stellen, damit die langstieligen Exoten nicht kippen und ihre empfindlichen Stiele nicht gequetscht werden. Achten Sie darauf, dass nicht zu viel Wasser in der Vase steht, weil sie sonst leicht faulen. Da die riesigen Blütentrichter allerdings auch ordentlich Durst haben, muss regelmäßig kontrolliert werden, ob sie noch ausreichend Wasser haben. Kleiner Tipp: Umwickeln Sie die Stiele an der Schnittstelle fest mit Tesafilm, damit sie sich später in der Vase nicht spalten und aufrollen. Schwache oder angeknickte Stiele kann man mit einem dünnen Holzstab stabilisieren.
Mit Amaryllis im Topf findet alle Jahre wieder ein Blütenwunder auf der Fensterbank statt. Damit sie rechtzeitig zur Advents- und Weihnachtszeit blühen, sollte die Amaryllis-Zwiebel im November bis zur halben Höhe in einen Blumentopf mit guter Blumenerde eingetopft und angegossen werden. An einem hellen, nicht zu warmen Platz auf der Fensterbank bei Zimmertemperatur fühlen sie sich am wohlsten. In den nächsten Wochen darf nur mäßig gegossen werden. Erst wenn der Blütenstiel deutlich zu sehen ist, wächst der Wasserbedarf. Bekommt die Zwiebel nämlich zu früh zu viel Wasser, treibt sie nur Blätter, aber keine Blüten. Der Topf sollte ab und an gedreht werden, damit die Pflanze gerade wächst.
Bei dieser optimalen Pflege wird die Amaryllis rechtzeitig zum Weihnachtsfest blühen!
Nach ihrem Blütenauftritt schneidet man den welken Blütenstand ab, damit sich die Amaryllis nicht bei der Samenbildung auspowert. In der Wachstumsphase von Frühjahr bis Sommer sollten die langen, schmalen Blätter ausreichend Wasser und Dünger bekommen; so können im Herbst genügend Reservestoffe aus den Blätten in der Zwiebel gespeichert werden. Ab August wird die Futterration reduziert, und ab September ganz ausgesetzt. Dann schneidet man auch eingetrocknete Blätter der Amaryllis ab. Danach schlummert die Zwiebel etwa zwei Monate im Dunkeln in der Trockenruhe, bevor sie im Winter pünktlich zu Weihnachten neue Blüten treibt.
TEXT: Martina Raabe
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ILLUSTRATION: Gartenzauber/Susanne Thurn