Im Gemüse- und Sommerblumengarten guckt jetzt mehr und mehr die nackte Erde durch. Die Erbsen sind längst abgeerntet, die Zwiebeln trocknen zum Zopf gebunden in der Sonne und die letzten Buschbohnen landen in einem herzhaften Eintopf. Aber keine Sorge, die Beet sind schnell wieder grün – mit ganz natürlichen Bodenhelfern. Diese machen müde Beete wieder munter.
Clever gärtnern nach alter Methode
Beete leer – und was jetzt? Entweder man setzt kurz entschlossen auf die Aussaat von Schnellstartern wie Radieschen, Kresse und auf Wintergemüse und -salate oder aber man gönnt dem Boden eine verdiente Verschnaufpause und Wellnesskur in Form von Gründüngung. Diese Methode ist zwar ein alter Hut, aber nach wie vor eine clevere Gärtneridee, um die Erde mit wertvollen Nährstoffen anzureichern und die Bodenstruktur zu verbessern. Das spart nicht nur den Kunstdünger, sondern verhindert auch, dass sich Unkraut auf den leeren Beeten breit macht
Von grünen Pionieren und Knöllchensammlern
Die Gründüngung stammt eigentlich aus dem Ackerbau, macht im Garten aber genauso viel Sinn. Die dichte oberirdische Pflanzenmasse lässt keinen Platz für lästige Unkrautsamen und verhindert, dass der Boden austrocknet. Unterirdisch sorgt das vitale Wurzelwerk einiger Gründüngerpflanzen dafür, dass der Boden gelockert und gelüftet wird. Winterroggen zum Beispiel ist der perfekte Bodenlüfter. Eine einzige Pflanze bildet ein grandioses Wurzelwerk, was insgesamt auf eine Länge von 600 km kommt. Die bekanntesten grünen Pioniere sind aber nach wie vor Vertreter der Leguminosen. Zu der artenreichen Familie der Hülsenfrüchtler gehören viele Kleearten, Lupinen, Wicken, Erbsen, Bohnen und Sojabohnen. Sie gelten als Stickstoffsammler. In ihren Wurzelknöllchen fixieren sie Stickstoff aus der Luft im Boden, der dann wiederum den Pflanzen zur Verfügung steht. Diese Düngerproduktion funktioniert allerdings nur im Team mit Bakterien, mit denen die Pflanze eine Symbiose eingeht. Eine echte „Win-win-Situation“, von der beide Seiten profitieren. Die sauerstoffempfindlichen Bakterien werden vor Luftsauerstoff geschützt und sie binden im Gegenzug Stickstoff aus der Luft. Da im ökologischen Landbau grundsätzlich auf eine Düngung mit mineralischen Kunstdünger verzichtet wird, stellt der Leguminosenanbau dort eine wichtige Stickstoffquelle und prima Alternative dar. Die Stickstofffixierung kann satte 100 kg/ha pro Monat erreichen. Bei vielen Gründüngern, vor allem den Hülsenfrüchtlern, sollte man die Fruchtfolge beachten, dann klappt es auch mit der Bodenverbesserung. Eine unproblematische Ausnahme bildet der Winterroggen. Er wird von vielen Öko-Gärtnern gern verwendet, weil er mit keinem anderen Gemüse verwandt ist, außer Zuckermais. Gründünger als Bodenverbesserer spielt auch bei „Häuslebauern“ eine wichtige Rolle. Sind erst einmal die schweren Baumaschinen weg, hinterlassen sie oft einen völlig verwüsteten und stark verdichteten Boden. Bevor die erste Gartenpflanze gekauft wird, lohnt es sich in Gründüngersaat zu investieren!
Bodenkur mit Langzeiteffekt
Jetzt zum Herbst, wenn die Beete abgeerntet sind und brach liegen, lohnt es sich, das lange Winterhalbjahr zu nutzen. Die 4 Monate dauernde Wellnesskur bis zum Frühjahr tut dem Boden richtig gut. Etwa mit einer ausgewogenen Mischung aus Winterroggen (Secale cereale) und Winter-Wicke (Vicia villosa) im Verhältnis 80:20. Roggen durchlüftet und lockert den Boden, während die Wicke Stickstoff bindet. Diese ausgewogene Mischung aus Stickstoff-Fixierern und Bodenlüftern macht Ihren müden Boden über Winter wieder fit. Zum Frühjahr, wenn man die Beete wieder bepflanzen möchte, wird die oberirdische Pflanzmasse einfach abgemäht und landet zerkleinert auf dem Kompost; das feine Wurzelwerk bleibt allerdings in der Erde und wird bei der Bodenlockerung mit der Grabegabel leicht untergegraben. Das ist für die fleißigen Bodenkleinstlebewesen die beste Grundlage zur Humusbildung.

Blutrote Teppiche bildet der Inkarnat-Klee. Die 2–6 cm langen Blütenähren dienen Honigbienen als Trachtpflanze mit viel wertvollem, zuckrigem Nektar.
Weitere winterharte Kandidaten für die Gründung sind:
Luzerne (Medicago sativa):
Sie bildet dichte grüne Teppiche; blüht blau-violett von Juni bis September, ist ein effektiver Stickstoffsammler, wurzelt tief und mit vielen Faserwurzeln im oberen Bodenbereich; Luzerne verbessert schwere, verdichtete, kranke Böden in 2–3 Jahren. Hervorragend für den Kompost geeignet; den Hülsenfrüchtler nicht vor oder nach Bohnen und Erbsen als Gründüngung anwenden.
Schwedenklee (Trifolium hybridum) und Rotklee (Trifolium pratense):
Mehrjährige, frostharte Gründünger- und Futterpflanzen mit Pfahlwurzel. Die kugeligen Blütenstände in Weiß oder Rot blühen Ende April bis Oktober, Schwedenklee ist auch stickstoffbildend. Erhöht merklich den Gare-Anteil im Boden. Toller Bodenverbesserer und wichtige Bienen- und Hummelweide.
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne):
Wächst langsam und ist gegen Trockenheit empfindlich. Es hinterlässt feinkrümeligen Boden und vermindert den Befall mit Kohlhernie, einer Pilzerkrankung, bei der die Leitungsbahnen zerstört werden!
Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum):
Der einjährige, hübsche dunkelrote Klee mit den länglichen Blütenständen wächst eher langsam und unterdrückt Wildkräuter. Die Pflanze sammelt Stickstoff aus der Luft und eignet sich daher hervorragend im Winter als Vorkultur für Gemüse mit hohem Stickstoffbedarf (z.B. Kohl) und hält gleichzeitig die Kohlfliege und den Kohlweißling fern. Der bis minus 10 Grad frostharte Gründünger verbessert die Bodenstruktur und ist ein wertvolles Grünfutter für Haustiere und tolle Nektarquelle für Bienen und Hummeln. Nicht vor oder nach Bohnen und Erbsen anwenden!

„Der Fänger im Roggen“ hätte seine Freude an dem Gründünger. Sein gigantisches Wurzelwerk lockert den Boden. Das Weidelgras macht das auch.
Schnellkur als kurzfristige Lösung
Für eine schnelle 2 bis 4-wöchige Bodenkur im Frühjahr oder als Zwischenlösung im Sommer eignet sich zum Beispiel eine Gründüngung mit folgenden oft nicht winterharten Gründüngerpflanzen.
Ackerbohne (Vicia faba):
Hülsenfrüchtler für die Vorsaat, Stickstoffsammler und Tiefwurzler. Sie haben bis zu 1,5 m langen Pfahlwurzeln, deshalb auch für schwere Böden zur Bodenlockerung geeignet. Oberirdische Pflanzenteile abschneiden, wenn die Pflanzen Früchte angesetzt haben. Die Wurzeln bleiben im Boden, damit der gesammelte Stickstoff den Beetpflanzen zur Verfügung steht. Gut für nährstoffarme und trockene Böden.
Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia):
Das hübsche Raublattgewächs unterdrückt Wildkräuter und gilt als Nitratfänger. Der Flachwurzler mit vielen feinen Wurzeln wächst rasch und ist für alle Gemüsekulturen möglich. Prima geeignet als Nachfrucht für Bohnen und Erbsen und gegen deren Fußkrankheiten. Funktioniert als Gründünger auch in Schattenlagen. Wertvolle Bienen- u. Insektenweide.
Gelbsenf (Sinapis alba):
Der bekannte Kreuzblütler, der auch Weißer Senf genannt wird, keimt und wächst sehr rasch. Nicht als Gründünger vor oder nach anderen Kreuzblütlern wie Kohl, Kresse, Rauke, Radieschen, Raps oder Meerrettich verwenden. Bildet Pfahlwurzeln und eine große Wurzelmasse, die den Boden locker macht. Die Senföle beeinflussen außerdem positiv das Bakterien- und Pilzleben im Boden. Lockt bei Aussaat bis Juli Aurora- und Resedafalter an.
Lupine (Lupinus)
Blaue oder gelbe Lupinen – die duftenden Hülsenfrüchtler sind die bekanntesten Stickstoffsammler unter den Gründüngern. Sie vertragen Trockenheit, bilden schnell viel Grünmasse, unterdrücken Wildkräuter und sind besonders für die Nachkultur auf nährstoffarmen und mittelschweren bis schweren Böden geeignet, da sie die Erde lockern. Nicht vor oder nach Bohnen und Erbsen!