Die Haselmaus ist winzig klein, scheu und huscht meistens nachts durch dichte Sträucher. Daher weiß man auch nur sehr wenig über das niedlichste Geschöpf unter den Nagetieren. Dank der „Nussjagd“ bleibt man der anmutigen Haselmaus aber auf der Spur.
Steckbrief
In Gestalt und Wesen steht die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) dem Eichhörnchen nahe, sie gehört aber zu den Bilchen, den sogenannten Schlafmäusen. Sie ist die kleine Verwandte des Siebenschläfers und daher keine echte Maus.
Die Haselmaus ist nur so groß wie der Daumen eines Erwachsenen, ihre Körperlänge beträgt maximal 14 cm, fast die Hälfte nimmt der Schwanz ein. An ihm kann man auch erkennen, dass die Haselmaus gar keine echte Maus ist. Bei echten Mäusen ist er dünn und fast nackt, bei Haselmäusen dicht behaart. Er dient dem Kletterkünstler als Balancierstange. Die Haselmaus hat große schwarze Knopfaugen, kleine runde Ohren und weiches gelblich bis rotbräunliches Fell mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust.
Haselmäuse werden bis zu 6 Jahre alt; ein stolzes Alter für so ein kleines Säugetier!
Die Heimat der anmutigen Geschöpfe reicht von Südschweden bis zum Mittelmeer und östlich bis Russland. Vermehrt zu finden ist sie in Mittelgebirgen, die größten Vorkommen gibt es aber in den südlichen und südwestlichen Regionen Europas. Wegen des Schwindens ihrer Lebensräume gilt die Haselmaus vielerorts als gefährdet.

Bitte nicht stören! Die Haselmaus hält bis zu sieben Monate Winterschlaf.
Das Haselmausleben
Haselmäuse lieben dichte, stufig aufgebaute Laub- oder Mischwälder mit viel Gestrüpp und durchgehender Besonnung. Die ortstreuen Einzelgänger leben am Boden und im Geäst der Bäume und Sträucher. Tagsüber kann man die possierlichen Tierchen kaum entdecken, da liegen sie lieber verborgen in ihren kunstvoll gefertigten Kugelnestern und schlafen. Die Nester findet man in Baumhöhlen, Nistkästen oder zwischen Brombeerranken; meist in geringer bis mittlerer Höhe von 2 bis 4 Metern. Auf Nahrungssuche gehen sie erst mit Einbruch der Dämmerung. Beim Klettern sind die kleinen Nager unglaublich geschickt. Da sie echte Baumtiere sind, klettern sie nach Art der Affen problemlos auf den dünnsten Zweigen herum. Dank der drehbaren Fußgelenke der Hinterpfoten können sie auch kopfüber hängen. Diese Fähigkeit teilen sie sich mit den Eichhörnchen. Bei Gefahr verharren sie zwischen den Ästen oder springen mit gespreizten Beinen auf den Boden. Sobald die Temperatur häufiger unter den kritischen Wert von etwa 15°C absinkt, wird bei der Haselmaus ein Reiz zum Winterschlaf ausgelöst und sie beginnen sich geschützte Winterquartiere zu suchen. Die Winternester bauen sie sich hauptsächlich unter Moos oder der lockeren Laubschicht. Sie schlafen von Oktober bis April fast sieben Monate im Jahr. Dabei rollen sie sich ganz eng zusammen und legen den Schwanz um den Körper. Sie führen ein Leben auf Sparflamme: Ihre Körpertemperatur sinkt bis auf etwa 4°C und das Herz schlägt nur noch langsam. Über die Wintermonate verliert das Tier etwa die Hälfte seines Gewichts. Die nach einem Jahr geschlechtsreifen Nager paaren sich kurz nach dem Winterschlaf. Nach einigen Wochen bringt das Weibchen zwischen zwei und sieben Junge zur Welt. Sechs bis acht Wochen bleiben sie bei der Mutter, dann geht der Nachwuchs seine eigenen Wege.
Speiseplan
Wie es der Name schon vermuten lässt, lieben Haselmäuse Haselnüsse. Die fetthaltige Nuss ist ihre absolute Leibspeise! Daneben mögen sie Samen, Knospen, Kätzchen, Blüten und Beeren (vor allem Brombeeren und Himbeeren) oder aber auch kleine Insekten wie Blattläuse oder Raupen. Anders als normale Mäuse sammeln sie keinen Wintervorrat, sie fressen sich den Herbst über kugelrund, damit sie den langen Winterschlaf überleben. Innerhalb weniger Wochen verdoppeln sie ihr Körpergewicht. Da Haselmäuse Gras oder Wurzeln nicht verdauen können, verschlafen sie die kalte Winterzeit, in der es meist nichts anderes zu fressen gibt, einfach tief im Laub eingemummelt. Erst im April, wenn Blüten, Knospen und Pollen ihnen erste Nahrung bieten, wachen sie wieder auf.
Die Nussjagd
2004 wurde in Sachsen zur ersten „Großen Nussjagd“ gerufen. Man wollte mehr über die Verbreitung der bedrohten Haselmäuse erfahren und die Nussjagd ist eine sehr effektive Methode, um der Haselmaus auf die Spur zu kommen. Später gingen die Nussjäger auch in Schleswig-Holstein, Hessen und in Rheinland-Pfalz auf die Suche. Angeknabberte Nüsse helfen, der Haselmaus auf die Spur zu kommen. Zunächst knabbern sie ein winziges Loch in die Nussschale. Dann halten sie die Nuss beim Nagen in den Pfoten und drehen sie im Kreis während sie parallel zum Rand ein fast rundes Loch hinein nagen. Um das Loch herum sind dann die typischen Nagespuren zu erkennen, die zuverlässig nachweisen, dass eine Haselmaus am Werk war. Diese einzigartige Knabberart wurde 1980 von dem Briten H.G. Hurrel und seiner Tochter entdeckt. Daher kann jeder auch ohne Vorkenntnisse auf Nussjagd gehen und absolut zuverlässig Daten zu dem Haselmausvorkommen liefern. Besonders Kinder übernehmen gerne solch einen wichtigen Forschungsauftrag und können so spielerisch an den Naturschutz herangeführt werden. Alle gefundenen Nüsse werden samt einer Karte mit eingezeichneten Fundorten bei den jeweiligen Organisatoren in den Bundesländern abgegeben bzw. eingesandt. Die Haselnüsse werden dann noch einmal von Haselmauskennern begutachtet und die Daten der Fundorte zentral erfasst. Ansprechpartner finden Sie unter www.nussjagd.de
TEXT: Victoria Wegner
FOTOS: Gerhard Augustin, Björn Schulz