Der Staudengärtner Dieter Gaissmayer liebt mediterrane Kiesgärten – sie sind lebendig, artenreich und brauchen wenig Aufwand.
Dieter Gaißmayer ist ein ebenso wohlüberlegter wie leidenschaftlicher Mensch: In seiner ökologisch bewirtschafteten Staudengärtnerei im schwäbischen Illertissen hat der 62-Jährige längst alles vorbereitet, damit engagierte Mitarbeiter demnächst den 1980 gegründeten Betrieb weiterführen können. Weil Ruhestand aber viel zu sehr nach Stillstand klingt, und ihn die Passion fürs Gärtnern ohnehin niemals loslassen wird, hat er ebenso frühzeitig schon ein paar Projekte angestoßen, die jedwede Langeweile erfolgreich abwehren dürften – mit zwei Mitstreitern hat er die Stiftung Gartenkultur gegründet, unter deren Regie das Museum der Gartenkultur wechselnde Ausstellungen zum Thema präsentiert.
Vor diesem Hintergrund überrascht es eigentlich nicht, dass sich der Pflanzenfan zunächst Inspirationen in den Kiesgärtnern von Beth Chatto und Cassian Schmidt holte und sich intensiv mit der Thematik beschäftigte, ehe er ein dann umso ausgeprägteres Faible für einen mediterran angehauchten Gestaltungsstil entwickelte. Für die naturnahe Variante wohlgemerkt, in der sich Insekten, Schmetterlinge und allerlei anderes Getier ebenso wohlfühlen sollen wie Pflanzen und Menschen. „Ich liebe vor allem stimmige mediterrane Kiesgärten – die auch aus ökologischer Sicht durchaus sinnvoll sind, weil sie helfen, den Wasserverbrauch zu reduzieren“, erzählt der ehemalige Drogist, der seinen Beruf einst aufgab, als er das Gefühl hatte, dass der Mensch hier nicht mehr im Mittelpunkt steht.
Doch auch in der Gartengestaltung steht nicht immer das im Mittelpunkt, was eigentlich am wichtigsten sein sollte: „Es gibt leider immer noch viel zu viele Gartengestalter, die keine Gärten schaffen, sondern Gartenverhinderungs-anlagen“, ärgert sich Gaissmayer. „Wo Kies nur dazu dient, um die Fläche für Pflanzen möglichst klein zu halten, wie man das leider in so vielen Neubausiedlungen sieht, sollte man es mit dem Gärtnern ganz sein lassen“, findet er, „ein Kiesgarten lebt schließlich von der Pflanzenvielfalt.“ Wo die erhalten bleibt und sich duftende Kräuter mit Gräsern, Küchenschellen, Wolfsmilch-Arten und anderen Stauden mischen (wie etwa in seinem Pflanzplan), hat Dieter Gaißmayer allerdings nichts gegen eine rationale Herangehensweise. „Im Öffentlichen Grün beispielsweise muss man nun mal auch ökonomische Faktoren berücksichtigen. Wenn beispielsweise Kiesbeete auf Verkehrsinseln angelegt werden, wo sie – ausreichend Fachkenntnis vorausgesetzt – tatsächlich Pflegekosten reduzieren können, ist auch ein künstlich abgemagerter Standort legitim“, erläutert er. „Aber wo ein neuer Verkehrskreisel erst mit gutem Humus aufgefüllt wird, um ihn dann wieder mit Sand abzumagern, ist das teurer Unfug. Da müssen Städte, Planer und Gärtner viel enger zusammenarbeiten, das Wissen um Standortansprüche und die richtige Pflege darf nicht nur bei den Gärtnern sitzen.“ Wer sich dies zu Herzen nehmen möchte, dem sei ein Besuch in Illertissen angeraten – denn beim entspannten Flanieren zwischen duftenden Kräuterrabatten und liebevoll gestalteten Beeten kommen die Pflanzenkenntnisse fast von allein.
Texte und Fotos in diesem Artikel sind aus dem Buch:
Mascha Schacht / Katharina Adams
Die schönsten Kiesgärten
€ [D] 39,95 / € [A] 41,10 / sFr. 53.90
ISBN: 978-3-7667-1985-0
Prächtige Gärten mit wenig Aufwand – so lassen sich die Kiesgärten wohl am besten beschreiben, die in letzter Zeit immer mehr an Beliebtheit gewinnen. Üppige Stauden und Gräser, außergewöhnliche Pflanzkombinationen und Beete, die das gesamte Jahr über einen attraktiven Anblick bieten, prägen das Bild des Kiesgartens. Nun ist es nicht so, dass es nicht schon etliche Bücher zum Thema geben würde. Aber den beiden Autorinnen Mascha Schacht und Katharina Adams gelingt es mit Unterstützung der Deutschen Staudengesellschaft in ihrem Buch den wahren Charakter von Kiesgärten zu offenbaren.
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