Das Wetter macht uns mit seinen Kapriolen manchmal das Leben schwer. Stürme, heftige Regenfälle und lange Trockenperioden machen das Gärtnern zu einer Herausforderung. Einige Pflanzen im Garten sind sommerlicher Trockenheit jedoch toleranter gegenüber als andere. Wir stellen Ihnen Pflanzen vor, denen die Trockenzeiten nichts anhaben können.
In Trockenperioden bleibt der Regen über längere Zeit aus. Es entsteht ein Feuchtigkeitsdefizit, welches sich ungünstig auf die Vegetation und alles Leben auswirkt. Pflanzen verlieren dabei mehr Flüssigkeit durch Verdunstung als sie über die Wurzeln aufnehmen können. Sie welken, verbranntes und im schlimmsten Fall abfallendes Laub sind die Folge.
Alles ist relativ
Den Begriff Trockenheit zu definieren ist eine heikle Angelegenheit, da die Klima- und Bodenbedingungen, denen unsere gärtnerische Tätigkeit unterliegt, von Region zu Region stark variieren. In Gegenden mit hohen Sommertemperaturen ist die Verdunstung natürlich höher als in kühlen Gebieten, von daher ist auch der Niederschlag nur bedingt aussagekräftig.
Trockenheit ist relativ und bedeutet für den Gärtner der Fränkischen Trockenplatte etwas gänzlich anderes als für jenen in der Provence. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Trockenheit verursacht Stress.
In den Sommern 2011 und 2016 hatten wir über drei Monate keinen nennenswerten Niederschlag. Manche Bäume und Sträucher warfen die Blätter schon früh ab, die Landschaft wirkte von Weitem verbrannt und tot. Sah man genauer hin, gab es sehr wohl Gewächse, die sich unbeeindruckt zeigten. Pflanzen fahren ihren Stoffwechsel herunter, um schwere Zeiten besser zu überstehen.
Dieses Phänomen beobachten wir vor allem im mediterranen Raum, wo viele Pflanzen eine Art Sommerschlaf einlegen und im Herbst von den ersten Regenfällen wachgeküsst werden. In diesen Situationen lernt man die wahrhaft Zähen kennen und schätzen.
Gehölze haben meist tiefer gehende Wurzeln und können die Feuchtigkeit in tieferen Lagen nutzen. Somit zeigen sie später als Stauden Trockenstresssymptome. Sind die Blätter welk oder fallen bereits ab, haben wir nicht aufgepasst. Dazu sollten wir es nicht kommen lassen, denn selbst wenn die Pflanzen nicht verloren sind, so sind sie in der Folge oft geschwächt, anfälliger für Krankheiten und Schädlinge und wachsen langsamer.
Schneller leiden Stauden, deren Wurzelwerk nicht so ausgeprägt und tiefgehend ist. Sandige, durchlässige Böden trocknen entsprechend schneller aus als Lehmböden. Stauden-Phlox (Phlox paniculata), Sterndolde (Astrantia), Funkie (Hosta), Silberkerze (Cimicifuga), Goldkolben (Ligularia) und Bronzeblatt (Rodgersia) haben nur eine geringe Trockenheitstoleranz und schmollen schnell, wenn der Regen über längere Zeit ausbleibt.
Auch Garten-Hortensien (Hydrangea macrophylla), Rhododendren und Lavendelheide (Pieris) lassen uns gleich ihren Unmut spüren. Auf sie sollten wir in Gärten, die zuverlässig eine monatelange Trockenheit heimsucht, verzichten. Neben den durstigen Gesellen gibt es jedoch eine Vielzahl von anpassungsfähigen Pflanzen. Einmal etabliert bieten sie Phasen der Trockenheit die Stirn und sind generell robuster.
Kostbares Wasser
Wasser ist unser wertvollstes Gut. Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass alle Ressourcen der Erde begrenzt sind. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen ist die Pflicht eines jeden. Kluge Pflanzenwahl, sparsame Verwendung, Sammeln von Regenwasser und Verwendung von Grauwasser – dies alles tut nicht weh und macht einen großen Unterschied.
Rasen um jeden Preis?
In einem Garten, der jedes Jahr von monatelanger Trockenheit heimgesucht wird, sollte man sich vom Wasserschlucker Nr. 1, dem Rasen, trennen (problemlos bei kleinen Grundstücken) oder auf Kräuterrasen umsteigen (empfehlenswert bei großen Anlagen), der weniger aufwendig ist und nach Dürreperioden bereitwillig wieder austreibt.
Innovative Menschen, haben sich mit möglichen Alternativen auseinandergesetzt. In milderen Regionen Europas sieht man vermehrt Anlagen mit dem aus Asien stammenden Gras Zoysia tenuifolia. Es verträgt Trockenheit, arme Böden und ist bis etwa –10 ºC frosthart, wobei es ab –5 ºC gelb wird, aber im Frühjahr wieder austreibt. Staunässe mag es aber gar nicht. Da es extrem langsam wächst, muss es fast nicht gemäht werden und ist von daher besonders attraktiv für Parkanlagen, da Ausgaben für städtisches Grün kontinuierlich gekürzt werden.
In kalten, trockenen Regionen bildet das Hundszahngras (Cynodon dactylon) hübsche, graugrüne und trockentolerante Teppiche aus. Es verbreitet sich über rhizomartige Ausläufer und wächst sehr dicht. Es kommt ursprünglich aus tropischen und subtropischen Gefilden, ist aber bei uns absolut frosthart. In den USA findet es bereits als Rasengras Verwendung. Im Winter wird es ebenfalls etwas blass, aber das ist in rauen Lagen auch bei normalem Gras der Fall.
Stauden wie Thymian (Thymus hirsutus, T. serpyllum, T. serpyllum ‘Magic Carpet’, T. praecox ‘Bressingham’ und T. praecox subsp. brittanicus), Kriechender Hauhechel (Ononis repens) und Teppichverbene (Lippia nodiflora) sind perfekte Bodendecker für kleinere Flächen und arme, durchlässige Böden in der Sonne. Man kann sie in Maßen betreten, sie sind aber besser in Kombination mit Trittplatten oder Kies.
In schattigeren Gärten erweist sich die grasartige Liriope (Liriope spicata, L. muscari) als prima Bodendecker und Rasenersatz. Denkbar ist auch ein bunter, vielfältiger Teppich, für den wir die anspruchslosen Gräser mit den Blühstauden kombinieren und allem einmal pro Jahr mit dem Rasentrimmer einen Kurzhaarschnitt verpassen.
Kulturelle Vielfalt
Pflanzen sind gezwungen, sich zu adaptieren, und über die Jahrtausende haben sie das bewundernswert getan. Die schönsten Gärten sind jene, die sich an die klimatischen, lokalen Bedingungen angepasst haben, oder besser.
Trockenheitstolerante Gärten gehen oft einher mit Artenvielfalt, denn in ihnen dominieren nicht die Monokultur Rasen, Koniferen und hungrige, durstige, oft sterile Prachtstauden. Die Gärten leben. Es flattert, zirpt, zwitschert, rauscht, singt … und unser Herz darf mitsingen, -tanzen und sich freuen.
© Annette Lepple, Genießen statt Gießen © 2018, Verlag E. Ulmer, Stuttgart
Der Text in diesem Artikel ist aus dem Buch:
Annette Lepple
Genießen statt gießen
Trockenheitstolerante Gärten gestalten
Preis 24,90 EUR
ISBN 978-3- 8001-5844-7
Ulmer Verlag
In ihrem neuen Buch stellt Annette Lepple jetzt dauerhaft schöne Pflanzenkombinationen vor, denen ein trockener Sommer nichts anhaben kann. Die Autorin kennt zahlreiche Sträucher, Bäume, Gräser, Zwiebelblumen, Ein- und Zweijährige, die nicht bei der ersten Sommerhitze schlappmachen.